Es erscheint paradox und deshalb typisch für Narren: Nirgendwo steht geschrieben, wann genau der Elferrat des Häfler Fasnetsvereins gegründet wurde. Dennoch steht der Gründungszeitpunkt exakt fest, und zwar auf die Minute genau wegen der närrischen Zählweise: am 11.11.1950, um 11.11 Uhr, trat der Elferrat des Narrenvereins Friedrichshafen erstmals öffentlich auf.
Darauf berufen sich die Nachkommen dieser Narren der ersten Stunde, wenn sie am „Elften Elften“ traditionell die fünfte Jahreszeit am historischen Ort im Buchhorner Hof einläuten. Dabei ist dieser Fasnetsauftakt des obersten Fasnetsgremiums etwas mehr als nur ein närrischer Frühschoppen wie seinerzeit bei der Premiere. Aber eines ist geblieben: Die Zusammenkunft richtet sich an geladene Gäste. Närrische Koryphäen und Honoratioren, namhafte Narren und solche, die es werden wollen, närrische Prominenz und Narrenpromis in spe treffen sich, um den närrischen Geist zu befreien und einen Vorgeschmack auf die kommende Fasnet zu geben.
Dabei begann alles in lockerer Atmosphäre und in ungezwungener Runde, aber nach festen Prinzipien. Damals war auch noch genau das drin, was drauf stand, erinnert sich beispielsweise Eugen Moser, seines Zeichens Ehrenpräsident und zusammen mit Ehrenpräsident Albert Brauchle seit 1952 Mitglied im hohen närrischen Rat, also praktisch Zeitzeuge. Der erste Elferrat setzte sich nämlich aus genau elf Räten zusammen. Lange Jahre habe man tunlichst darauf geachtet, dass die Zahl stimmt, weiss der altgediente Fasnachter. Woher er aber kam, der Elferrat, und wie lange er schon existierte, ist nicht überliefert. So kann man über die Entstehung des obersten närrischen Gremiums auch nirgendwo etwas nachlesen. Es war einfach da. Fixiert ist beispielsweise das Gründungsdatum des „Narrenvereins Friedrichshafen“ am 5. März 1949. Da die Mitglieder des Vorstands in den Anfangsjahren identisch mit denen
des Elferrats waren, liegt die Vermutung nahe, dass mit der Vereinsgründung auch der Rat der Elfer entstand. Doch dagegen spricht die Erkenntnis von der Mitgliederzahl. Obwohl der Fasnetsverein schon im ersten Jahr 150 Vereinsgetreue zählte und schnell wuchs, brachte der enge Kern zunächst keine Elf zusammen.Erst im Laufe des nächsten Jahres haben sie wohl zusammengefunden: unter der Regie des Vorsitzenden Engelbert Kudermann und dessen Stellvertreter Hans Steurer sowie des Schatzmeisters Franz Eisele und des Schriftführers Martin Fränkel. Apropos: Der Vater des heutigen Ehrenmitglieds Karl Fränkel hatte am 11.11. immer etwas zu feiern seinen Namenstag. 1950 lud er die Ratskollegen erstmals am Martinstag zum Frühschoppen ein. Damit war die Tradition des 11.11. im Hafen geboren. Weil’s so schön war, beharrten die Narren darauf, festesfreudig wie sie sind.
Wie für den Elferrat „der Elfte Elfte immer ä bissle meh worde isch“
Zwar ist der Geburtstag des Elferrats im Fasnetsverein Seegockel nicht genau auszumachen (siehe oben). Dafür wissen die Narren um so mehr vom Begründer des großen Festtages der Elfer. Martin Fränkel war’s, der an seinem Namenstag zum Frühschoppen einlud. Der Vater des heutigen Ehrenmitglieds Karl Fränkel hatte am 11.11. also schon immer etwas zu feiern. 1950 lud er die Ratskollegen erstmals am Martinstag zum Frühschoppen in die Weinstube Glückler ein. Und da dieser Stammtisch von Jahr zu Jahr „immer ä bissle meh worde isch, wie Ehrenpräsident Eugen Moser weiß, entwickelte sich daraus das Auftaktfest mit allen närrischen Regularien. Komischerweise hat Schriftführer Martin Fränk darüber nie Buch geführt, wenigstens nicht offiziell. Nur so ist zu erklären, dass nie von einem Elferrat die Rede war, bis zum 11.11.1950.
Da hat dann auch die Schwäbische Zeitung berichtet: Alter Überlieferung getreu, trat also der Elferrat des Narrenvereins Friedrichshafen in der Weinstube Glückler zu einer ersten Sitzung zusammen die erste namentliche Nennung (auch nachzulesen im Buch Fasnachtszeiten von Ernst Haller, 1997 erschienen im Robert Gessler-Verlag). Mitglied wurde man von Anfang an nur durch Berufung. Der Ratszirkel sprach eine Einladung aus, und wenn alles passte, war ein neuer Elfer gefunden. So geschah es auch im Herbst 1952, als der Vorsitzende, Oberbürgermeister Dr. Max Grünbeck, nach einjähriger Amtszeit gerade den Vorsitz an Engelbert Kudermann abgegeben hatte und selbst zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Damals trafen sich Eugen Moser und Albert Brauchle eines Abends rein zufällig in der Charlottenstraße, beide auf dem Weg zum Tagungsort im Hotel Hecht (in der Ailinger Straße). Beide nahmen an diesem Abend erstmals an einer Sitzung teil, beide traten am 11.11.1952 erstmals im Elferrat auf und blieben der Runde treu bis heute. Albert Brauchle, Prinz Albert I. von 1958 bis 1963, war von 1968 bis 1995 Vereinspräsident, Eugen Moser seit 1961 bis 2003 stellvertretender Präsident.
Kaum jemand weiss deshalb so genau wie Moser, was in einem halben Jahrhundert Elferrat alles geschah. Eigentlich nicht fiel, außer dass er rund 25 Jahre lang die Fasnetsumzüge organisierte. Solange sei der Elferrat auch für die komplette Häfler Fasnet und alle Masken zuständig gewesen. Erst danach übernahm die Narrenzunft (Seegockel) die Regie der Straßenfasnet und der Elferrat gleichzeitig die Verantwortung für die Saalfasnet. Mit den Bällen, zunächst in der alten Festhalle und seit Mitte der 80er Jahre im Graf-Zeppelin-Haus, ging es stetig und unaufhaltsam bergauf. Nicht zuletzt aufgrund der engen Freundschaft, die man seit Anfang der 60er Jahre mit dem Mainzer Carneval Club MCC unterhält, mit kräftiger Entwicklungshilfe von dort.