Verein zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen e.V.

Historie

Die Fasnachtsgeschichte von Friedrichshafen reicht auch hier, wie in vielen Orten Oberschwabens und am Bodensee, bis weit ins Mittelalter zurück.

Die erste Nennung von Vereinen die Fasnacht in der Stadt organisiert haben, ist für das Jahr 1852 belegt. In diesem Jahr werben bereits drei Narrengesellschaften für ihre Veranstaltungen. 1861 gab es mit den Bachfischern; den ersten Narrenverein in Friedrichshafen-Fischbach.
In der Folge ist dann u.a. für den 16. Februar 1863 der erste Fasnachtsumzug für Friedrichshafen, der von der Hauptstadt (Altstadt) zur Neustadt nach Hofen führte, dokumentiert. Dies ist deswegen bemerkenswert weil es bis zu diesem Zeitpunkt nur kleinere Umzüge in den Stadtteilen Kleiner Berg, Hofen und der Altstadt gab.

Durch die beiden Weltkriege bedingt lösten sich die Vereine auf. Nach den Kriegen erfolgten jeweils Neugründungen auch unter neuem Namen.
So kam es am 5. März 1949 unter der Bezeichnung Narrenverein Friedrichshafen zur Gründung des ersten Fasnachtsvereins nach dem zweiten Weltkrieg in unserer Stadt.
Als Wappentier wählte man den Seegockel aus, eine inzwischen in der Fasnachtslandschaft weit bekannte Maskenfigur.Die Initiative zur Gründung ging im wesentlichen vom Friedrichshafener Stadtteil Hofen aus, in dem auch die Gründungsmitglieder Wilhelm Bulmer, Heiner Oberle, Paul Waggershauser, Klara Mangold und Karl Scheffold zu Hause waren. Dass Hofen sozusagen die Urzelle Häfler Narretei ist, belegt schon die Tatsache, dass die älteste Häfler Maskengruppe die „Buchhorn Hexen“ mit Josef Feuerstein, mit der Vereinsgründung zum Leben erwachten. Dieser Stadtteil war bereits seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts eine närrische Hochburg.

Im Jahr 1950 formierte sich erstmals ein „Elferrat“, der für viele Jahre das Rückgrat der fasnachtlichen Bewegung bildete. Die ersten zwölf Werdejahre des Vereins war für die 

zunächst 180 Mitglieder eine äußerst  beschwerliche Zeit. Es ist angesehenen Bürgern dieser Stadt, wie Martin Fränkel, Hans Steurer, Hans Hecht oder Fritzjosef Dudenhöfer unter Anführung des von 1952 – 1961 amtierenden Präsidenten Carl Frohn zu verdanken, daß der Verein zunehmend an Ansehen bei der Bevölkerung gewann. Das wichtigste Bemühen der Narren war es, wieder Freude und Frohsinn in die vom Krieg schwer getroffene Stadt zu bringen. Zum Ende der Ära Frohn hatte der Verein über 500 Mitglieder.

1951 entwickelte Max Mayer den „Seegockel“ als zweite Maskenfigur des Vereins. Die Neugründung wurde mit Begeisterung aufgenommen und zur Symbolfigur der Häfler Fasnet. Ihm folgte bereits ein Jahr später sozusagen als Ergänzung die Figur des „Gockelmetzgers“. 1953 tauchten mit den „Seewald-Kobolden“ und den „Hafennarren“ gleich zwei neue Maskenfiguren in den fasnachtlichen Gefilden auf. Ihnen folgte im Jahr darauf mit dem „Pauliner-Kuckuck“ ein weiterer närrischer Geselle.
1956 erfolgte eine Namensänderung des Vereins. Er nannte sich nun Verein zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen e.V.- Narrenverein Seegockel. Gründe für die neue Bezeichnung waren die Erweiterung der Aufgaben, wie Funkenabbrennen, Gründung einer Bürgergarde und die Schaffung von Musikgruppen.

Seit dem 11.11.1961 gibt der Verein für seine Mitglieder ein Mitteilungsblättle heraus, das bis zum heutigen Tag über 200 Mal erschienen ist. Recht erfolgreich war von 1949 bis 1981 die alljährlich zur Fasnachtszeit erschienene Narrenzeitung, die zum Schluß eine Auflage von 5000 verkauften Exemplaren erreichte.

1962 erblickte mit dem „Bächlesfischer“ eine für den Friedrichshafener Stadtteil Fischbach typische Maskenfigur das Licht der Narrenwelt.
Mit der Gründung des Fanfarenzuges Graf Zeppelin baute der Verein 1965 erstmals sein Angebot zur Freizeitgestaltung an die Jugend der Stadt in eine neue Richtung aus.
Bei der 20. Hauptversammlung 1968 wurde Albert Brauchle zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ihm verdankt der Verein die glanzvolle Entwicklung der Saalfasnacht in Festhalle und Graf-Zeppelin-Haus. Nicht zuletzt dadurch errang der Verein Hochachtung bei der Bürgerschaft. Die alljährlichen Bürgerbälle sind inzwischen zum gesellschaftlichen Ereignis Nr.1 in der Stadt geworden. Brauchle leitete zusammen mit seinem Vize Eugen Moser über ein Viertel-Jahrhundert erfolgreich die Geschicke des Vereins.

1968 erfolgte die Gründung der Bürgergarde. Sie ist inzwischen mit ihren schmucken Uniformen aus vielen öffentlichen Anlässen, vor allem dem Seehasenfest, nicht mehr wegzudenken.
Die Initiative zur Gründung einer überregionalen Narrenvereinigung ging 1969 wesentlich vom Narrenverein Seegockel aus. So wurde auch als erster Präsident des Alemannischen Narrenrings der Friedrichshafener Zahnarzt Gerd Herrigel gewählt.
1976 wurde mit dem „Seegrendl“ die 7. und vorläufig letzte Maskengruppe des Vereins vorgestellt.
Der Seegockel engagierte sich auch bei der Pflege der Beziehungen zu den Partnerstädten. So wurden 1981 in Peoria/ USA und 1984 in St. Die (Frankreich) mit großem Aufwand Fasnachtsausstellungen durchgeführt.
1987 gab sich der Elferrat eine eigene Satzung und wählte einen Vorsitzenden. Dieses Amt wird derzeit von Tino Jäger eingenommen.
Im selben Jahr wurde die Narrenzunft Seegockel gegründet, um den inzwischen stark angewachsenen Maskengruppen mit dem Zunftrat eine eigene Vertretung im Verein zu sichern. Zunftmeister war von 1991 bis 2004 Eberhard Ortlieb. Ulrich Müller leitete die Narrenzunft Seegockel bis 2013. Seither ist Oliver Venus an der Spitze der Narrenzuft.

Mit Helmut Wild wurde 1995 ein neuer Präsident gewählt, der den Verein bis 2004 mit viel Geschick führte. 2004 hat der ehemalige Zunftmeister Eberhard Ortlieb die Präsidentschaft von Helmut Wild übernommen. Er führte den Verein bis 2010. Sein Nachfolger war der vorherige Schatzmeister Ernst Weinert. Seit 2016 führt den Verein Karl Haller als Präsident. Der Verein zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen e.V. ist inzwischen auf nahezu 1700 Mitglieder angewachsen, davon ca. 400 Jugendliche die, in eigenen Jugendgruppen betreut werden. Er fördert auch über das Jahr das Vereinsleben im eigenen Vereinsheim, der Gockelwerkstatt. Dort wird u.a. Gruppenarbeit als Vorbereitung auf die nächste Fasnet betrieben, wobei vor allem der Jugendbetreuung eine wichtige Funktion zukommt. Darüberhinaus organisieren und beteiligen sich die Vereinsmitglieder an zahlreichen sozialen Aktionen in der Stadt.