Verein zur Pflege des Volkstums Friedrichshafen e.V.

Freundschaft zum MCC

Freundschaft mit dem MCC ist sowas von einmalig

Einst war von einem „Brückenschlag der Narren“ vom Rhein in Mainz nach Friedrichshafen zum Bodensee die Rede. Heute spricht der Mitbegründer und Mitiniator dieser Brücke, der langjährige Seegockel-Präsident und heutige Ehrenpräsident Albert Brauchle, von einem 1963 erstmals geknüpften Freundschaftsband, das immer stärker wurde und so gefestigt sei, dass es wohl nie reißen werde. Die freundschaftliche Verbindung zwischen der Seegockel-Zunft und dem Mainzer Carneval-Club (MCC) sei ungetrübt wie eh und je und „sowas von einmalig“ in der gesamten Narrenwelt, was auch von den „Meenzern“ besonders gewürdigt werde. Die tiefe Verbundenheit über mehr als ein halbes Jahrhundert sei so von gegenseitigem Schenken und Beschenkt werden geprägt, dass sich in beiden Vereinsheimen am See und in Mainz jede Menge närrische „Trophäen“ wie geschnitzte Figuren und Masken und andere Souvenirs finden. In der Gockelwerkstatt stellt der Till ein besonderes Erinnerungsstück dar, das sogar gleich doppelt existiert.
Ehrenpräsident Brauchle erinnert sich, dass der Original-Till ein Gastgeschenk aus Mainz war, das schon vor dem letzten Brand das Gockelheim am Industrieweg schmückte. Vom Feuer 1976 wurde die närrische Symbolfigur nur leicht in Mitleidenschaft gezogen, da eine Tür, unter der sie zu liegen kam, das Schlimmste verhütete. Dafür fand man das angekohlte Überbleibsel erst verspätet, nachdem die Mainzer Freunde bereits für einen Ersatz-Till gesorgt hatten in gleicher Ausfertigung und Qualität. Nun hielten es die Seegockel so, dass sie den verkohlten und immer noch lächelnden Till dem Duplikat vorzogen und ihm als nun „echte Sehenswürdigkeit“ einen Ehrenplatz im Vostandszimmer einräumten, während der doppelte Till in einer Vitrine im Foyer unterkam, wo ihn jeder sehen kann, der das Vereinsheim betritt.

Auch wenn nicht mehr viele Fasnachter da sind, die die Geburtsstunde dieser einmaligen Vereinsfreundschaft miterlebt haben, wie Albert Brauchle bedauert, so ist das Zusammenspiel seiner Meinung nach doch klar zukunftsorientiert. Das hat sich bei jeder Zusammenkunft in der Vergangenheit gezeigt, von denen die Begegnungen 1998 zum 50-jährigen Jubiläum der Seegockel in Friedrichshafen eben so wie 2013 zum 50-jährigen Bestehen der Narren-Freundschaft, das am See gefeiert wurde, und der Auftritt der Häfler Zunft beim Rosenmontags-Umzug 2006 nur einige der vielen Höhepunkte darstellen. Der letzte davon beim prestigeträchtigen Defilee der Mainzer durch deren Städtchen macht die Seegockel heute noch stolz, marschierten doch nicht nur die Maskengruppen mit, sondern wurden Zunft- und Elferräte hoch oben auf dem Komiteewagen des MCC an den Menschenmassen vorbeikutschiert.So haben die Meenzer Fasnachtsfreunde ihre Gäste vom See stets zuvorkommend und äußerst ehrenvoll empfangen und betreut, und das von der allerersten Stunde an, wie Narrenehrenpräsident Brauchle weiß, der sein Debüt noch als Fasnetsprinz absolviert hatte. Seegockel-Mitbegründer Max Mayer war im Gockelhäs mit von der Partie, als die Seegockel ihren ersten Auftritt in der Prunksitzung des MCC hatten und unerwartetes Aufsehen erregten. Stolz ist heute noch deutlich herauszuhören, wenn Albert Brauchle erzählt, wie die Seegockel damals in Mainz überraschend „eingeschlagen haben.

Der MCC bot unter Sitzungspräsident Jakob Wucher seine Spitzenkönner wie Dieter Brandt als Till, Willi Lamneck als Schulbub und Herbert Jakob als Butler auf. Damit dokumentiert das Buch Fasnachtszeiten von Ernst Haller das seltene närrische Kapitel, das darin ein ebensolches füllt. Und als Mit-Urheber spielt ausgerechnet die Schwäbische Zeitung eine Rolle, die bei Narren mitunter im Verdacht stand, völlig humorlos zu sein, was damit der Vergangenheit angehörte. Franz Jenrich war es nämlich, der SZ-Lokalchef in den 60er-Jahren in Friedrichshafen (1960 bis 1970), der den Kontakt knüpfte. Er kam vom Mainzer Anzeiger und war mit dem MCC-Präsidenten befreundet. Als er Albert Brauchle ansprach, ob er nicht einmal mit nach Mainz kommen wolle, habe er sofort zugesagt, lässt der spätere oberste Seegockel die Nachkommenschaft wissen. Schon bei der Nachsitzung im Kurfürstlichen Schloss habe man dann „auf höchster Ebene“ spontan die närrischen Gastauftritte bei den Bürgerbällen vereinbart.

Auch wenn Helau und Kikeriki nicht so ohne weiteres zusammenzupassen scheinen laut Brauchle war man sich von Anfang an sympatisch und entwickelte Freundschaften über die Narretei hinaus. Und die Meenzer Fassenacht, die viele Jahre lang seine Akteure mit glanzvollen Auftritten zu den Bürgerbällen nach Friedrichshafen schickte, hinterließ in der Häfler Bütt tiefe Eindrücke, die die Saalfasnet bis heute nachhaltig prägen. Mit der Fernseh-Prominenz vom Rhein wie etwa den singenden Scheierborzlern oder dem Putzfrauenduo Babbich und Struwellig (Otto Dürr und Georg Beresheim) als närrische Entwicklungshelfer in der Bütt erreichten die Seegockel ein ebenso beneidens- wie erhaltenswertes Niveau.

Seinen Anfang nahm alles 1963, als vor allem die Zeitungen die Geburtsstunde einer närrischen Freundschaft groß feierten. So hieß es etwa in der Friedrichshafener Zeitung vom 2. Februar 1963: Der Besuch der Häfler in der Hochburg des mittelrheinischen Karnevals wurde zu einem bedeutungsvollen Brückenschlag von dort zumBodensee. Bei der ersten Prunksitzung der Määnzer Fassenacht hat sich die Seegockel-Abordnung davon überzeugen können, mit welchem Überschwang der Freude, mit welcher Brillanz, aber auch mit wieviel Takt und Sauberkeit man in Mainz eine solche Fasnachtsveranstaltung in  Szene setzte. Die Allgemeine Zeitung in Mainz bestätigte: Als die Friedrichshafener das 

Freundeswort des Protokollers Adolf Gottron mit einem kräftigen Kikeriki beantworteten, als sie mit den überdimensionierten Hahnenkämmen winkten und Prinz Albert dem MCC das Konterfei ihres Symbols überreichte, da hatte die Geburtsstunde einer närrischen Freundschaft Mainz Friedrichshafen geschlagen. Und weiter: Es gab viele Gäste, aber keine Fremden in der Prunk-Fremdensitzung des MCC. Die Gäste saßen, lachten und krähten vor Vergnügen bis hinauf in das entmusikalisierte Schwalbennest des großen Schloßsaals. Die Fremden, so ihnen die Mainzer Art wirklich noch unbekannt war, hatten sich im Handumdrehen akklimatisiert wie das Komitee der Friedrichshafener Narrenzunft, die Seegockel und ihr Prinz Albert, ein stattlicher, wortgewaltiger Schwabe.

Nachdem also Max Mayer und Albert Brauchle in Mainz begeistert aufgenommen worden waren, kam es 1964 zum ersten Gegenbesuch des MCC beim Bürgerball in Friedrichshafen. Mit dabei Jakob Wucher als Präsident, Heinz Knode als Regisseur und die drei Büttenredner Karlheinz Franko, Willi Lamneck, Herbert Jakob und das Trio „Die singenden Scheierborzler“, nicht zu vergessen Peter Hanemann, der getreue MCC-Mundschenk. In der SZ war von der schönsten Visitenkarte“ die Rede, die der Seegockel zum Auftakt der Fasnet jemals abgegeben hatte. Es war dies aber auch eine weitere Geburtsstunde: Nicht nur Baubürgermeister  Heiner Moser feierte damals als Städtischer Arbeiter Premiere. Der Literarische Ausschuss unter dem Fischbacher Schulleiter Leo Neff wurde erstmals berufen, künftig das Narren-Niveau hochzuhalten eine Bürde, die auch in der Zukunft Bestand haben soll.

 

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